Tournai

Tournai
Dornick (veraltet)

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Tour|nai 〈[turnɛ̣] m. 6auf der Jacquardmaschine hergestellter Teppich [nach der belg. Stadt]

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I
Tournai
 
[tʊr'nɛ], Tournaisien [-'zjɛ̃], Tournaisium [tʊr'nɛ-], Geologie: Stufe des Karbon.
 
II
Tournai
 
[tur'nɛ], niederländisch Doornik, Stadt in der Provinz Hennegau, Belgien, beiderseits der Schelde, 67 700 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Textilfachschule; Kalk- und Zementindustrie, Ziegeleien, Brauerei, Textil-, Teppich-, Nahrungsmittel-, elektrotechnische und feinmechanische, Fahrzeug-, Maschinen- und Papierindustrie, Druckereien, Großverlag.
 
 
Das Stadtbild wird beherrscht von den Türmen der Kirchen Saint-Brice, Saint-Jacques, Sainte-Madeleine, Saint-Nicolas, Saint-Piat (alle 12./13. Jahrhundert) und der fünftürmigen Baugruppe der Kathedrale Notre-Dame (UNESCO-Weltkulturerbe), einer kreuzförmigen Basilika des 12. Jahrhunderts mit romanischer Portalplastik, Resten romanischer Fresken im Querschiff, Glasmalereien (15. Jahrhundert), Lettner von C. Floris (1570-73); in der Schatzkammer u. a. Marienschrein (1205) von Nikolaus von Verdun. Am dreieckigen Marktplatz die Tuchhalle, ein 1610 begonnener Renaissancebau, nahebei der 72 m hohe Belfried (12./14. Jahrhundert) sowie die romanische Kirche Saint-Quentin (ursprünglich 12. Jahrhundert, nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt). Der Pont des Trous (doppeltürmiger Verteidigungsbau, um 1290 als Teil der Stadtbefestigung errichtet) beherrschte einst die Scheldeeinfahrt.
 
 
Tournai, als Turnacum im 1. Jahrhundert n. Chr. gegründet (auch Tụrris Nerviorum genannt), war in spätrömischer Zeit Hauptort der keltischen Menapier und im 5. Jahrhundert ein Zentrum merowingischer Macht (1653 Entdeckung des Grabes von Childerich I.). Anfang des 6. Jahrhunderts wurde Tournai Bischofssitz, Anfang des 7. Jahrhunderts dem Bistum Noyon unterstellt, 1148 erneut selbstständiges Bistum. Der außerhalb der Stadt angelegte Hafen wurde 880/881 von Normannen zerstört. Seit dem 9. Jahrhundert unterstand Tournai den Grafen von Flandern, es wurde 1187/88 eine französische Stadt und widerstand 1340 der englischen Belagerung. Kaiser Karl V. gliederte Tournai 1521 den Spanischen Niederlanden an. 1667 durch den französischen König Ludwig XIV. erobert, fiel Tournai im Aachener Frieden (1668) an Frankreich, seit 1713/14 gehörte es zu den Österreichen Niederlanden, war 1794-1814 erneut französisch, anschließend Bestandteil der Vereinigten Niederlande und wurde 1830 belgisch. - Im 14./15. Jahrhundert war Tournai ein Zentrum der Bildwirkerei (seit dem 13. Jahrhundert urkundlich belegt; v. a. große Bildteppichfolgen für den burgundischen Hof). 1751 wurde eine Manufaktur für Weichporzellan gegründet, die aus einer Fayencemanufaktur hervorging (bis 1885).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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